Es ist Freitag. Ich habe mir frei genommen. Warum nicht mal ausspannen, den ganzen Stress vergessen und einfach nur abhängen! Eh klar, um ein bisschen Hausarbeit, einkaufen und so kommt man natürlich nicht herum. Ist aber angenehm das mal dann zu machen, wenn man sowieso nichts Besseres vor hat.
Die Rasselbande |
Nach dem selbst gekochten Essen macht sich schön langsam ein fiebriges Gefühl breit: es ist das Jagdfieber!
Ich bin bei meinen Freunden im östlichen Flachland zum Sauansitz eingeladen. Böse Zungen behaupten ja wir Männer wären viel schlimmere Schnatterer als Frauen, und vielleicht stimmt das auch. An diesem Abend war es definitiv so. Vor lauter schnattern hatte ich die Gelegenheit versäumt noch bei gutem Licht aufzubaumen. Halb 11 war es schon, eine Woche vor Vollmond also nicht ganz dunkel. Kein Problem.
Ich Fahre also ein wenig näher als sonst an den Hochsitz heran. Zündung aus, Licht aus, Innenbeleuchtung ein. Herumkramen. Tür auf, aussteigen, Tür zu und los geht’s. Halt, noch mal zurück, die Reservemunition vergessen. Tür auf, Tür zu, aber jetzt geht’s echt los!
Bis zu Hochsitz sind es noch so ungefähr 180 Meter, ein Mal ums Eck. Es ist eine laue Nacht und es ist windig. Nach ca. 80m denke ich „Die blöden Semperit machen ein Geräusch, fast wie ein Grunzen.“ Ich bleibe stehen. Aber das Grunzen geht weiter! Schnell nehme ich meinen NIKON Monarch hoch der mir vom Hals baumelt und schaue Richtung Waldrand: ein ganze Rotte Sauen ist auf der vom Regen aufgeweichten Wiese voll im Geschäft! Weniger als 20m vom Waldrand entfernt.
So was nun?! Schnell und so leise wie möglich ein paar Schritte hin zu den dort liegenden Siloballen. Alles geht verdammt schnell und wie automatisiert: die Kombinierte gespannt, auf dem Ballen aufgelegt, ein passendes Stück erwählt, schon bricht der Schuss! Vom Moment des Anblickes bis zu Schuss sind nicht mehr als 20 Sekunden vergangen. Sofort flüchtet die ganze Rotte, eine grobe Sau, unzählige Frischlinge und vier, vielleicht fünf Sauen in Überläufergröße, flüchten in den Wald. Geräuschmäßig gut zu verfolgen, laut wie ein Güterzug.
Dann absolute Stille. Und Unsicherheit, weil am Anschuss ist nichts liegengeblieben. Gleich den Andi angerufen, auf die Jungs warten und gar nicht erst alleine den Anschuss absuchen.
Mein erstes Wildschwein |
Nach einer halben Stunde waren wir zu sechst und haben uns gewundert, dass kein Bisschen Schweiß zu finden war. Fragen nach Kaliber und abkommen wurden gestellt, die Schussline nachgestellt – trotzdem nichts. Bald entschließen wir und in einem vernünftigen Abstand zueinander das Dickicht in Fluchtrichtung der Rotte abzusuchen. Lange hat’s nicht gedauert da hat der Jagdleiter schon gerufen: „Weidmannsheil!“
Da liegt sie nun, meine erste Sau! Eine zweijährige nicht führende Bache, genau richtig und ein ganz schönes Bröckerl wie sich herausstellen sollte. Immerhin 80 kg aufgebrochen.
Kapp eineinhalb Stunde nach dem Schuss hängt nun also mein erstes Wildschwein beim Andi in der Holzhütte. Nach dem traditionellen Tottrinken haben wir die feiste Dame gleich ins Kühlhaus gehängt, und nach ein paar Tagen habe ich sie fein säuberlich zerteilt, verpackt und tiefgefroren. Unzählige Male gab’s seither Wildschweinbraten, Gulasch, Schnitzel und so weiter. Aber nun wird’s bald wieder Zeit, die Kühltruhe ist schon am leer werden.
Freue mich schon auf die nächste Saujagd.
Andi, wann geht’s los?
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